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Grunewald

Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen

Der Grunewald zählt mit einer Fläche von 3000 Hektar neben dem Köpenicker Forst, dem Spandauer Forst und dem Düppeler Forst zu den bedeutenden Naherholungsgebieten Berlins. Der Grunewald ist aber kein gewöhnlicher Wald, der ja ohnehin schon einen hohen Freizeit- und Erholungswert besitzt. Sandstrände, Kletterfelsen, Gleitfliegen, Rad- und Skaterstrecke, Museum, Schloss, Waldseen mit Bademöglichkeiten, Dampferanlegestellen, Ausflugslokale, Selbstmörderfriedhof, Aussichtsturm, Rodelberge, Spielplätze, Drachensteigen, Hundeauslaufgebiete – all dieses ist nur ein Teil der hier vorhandenen Angebote, seine Freizeit zu gestalten. Die Ausflugsziele sind zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Boot oder sogar mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln zu erreichen.

Grunewald und Havel 2007
Grunewald und Havel 2007 Grunewald, Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen
Grunewald, Grunewaldsee 2016 Grunewald, Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen
Grunewald, Grunewaldsee 2016
Grunewald, Kletterfelsen des Alpenvereins 2007 Grunewald, Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen
Grunewald, Kletterfelsen des Alpenvereins 2007
Grunewald, Teufelsberg, ehemalige Abhöranlage 2016 Grunewald, Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen
Grunewald, Teufelsberg, ehemalige Abhöranlage 2016
Grunewald, Selbstmörderfriedhof 2007 Grunewald, Teufelssee, Teufelsberg, Grunewaldseenkette, Grunewaldturm, Havel, Kletterfelsen
Grunewald, Selbstmörderfriedhof 2007
Die leicht gewellte, von Seen durchzogene Landschaft des Grunewaldes ist vergleichsweise jung. Vor etwa 20.000 Jahren, am Ende der Eiszeit, führte die Erwärmung zum Abschmelzen der Eismassen im Berliner Urstromtal. Es entstanden Schmelzwasserflüsse, die lange Rinnen schufen, aus denen das Haveltal und die Grunewaldseenkette entstanden. Zur Entstehung der Seen und Pfuhle gibt es verschiedene Theorien. Die am meisten Verbreitete: Vor allem in den Rinnen blieben größere Eisblöcke liegen und übersandeten. Als sie langsam auftauten, sackte die Sanddecke nach und die Seen erhielten ihre heutige Gestalt.
Die erste menschliche Besiedlung erfolgte etwa 8.000 v. Chr., diese waren Jäger und Sammler, die sich im heutigen Gebiet des Grunewaldes von den Früchten des Waldes und von der Jagd ernährten.
Im 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr. gingen die bis dahin nomadisierenden Wildbeuter allmählich zu Ackerbau und Viehzucht über und gründeten die ersten dauerhaften Siedlungen im Wald.
Bis zum 13. Jahrhundert blieb die Bevölkerungsentwicklung gering, erst mit der einsetzenden Ostkolonialisierung des Deutschen Ordens wurden weite Landstriche gerodet. Neben bereits vorhandenen slawischen Dörfern entstanden geplante Siedlungen, deren Charakteristik teilweise heute noch erhalten ist. Zu finden sind diese Angerdörfer mit Kirche und Löschteich überall in Brandenburg und den alten Berliner Dorfkernen. Platz- und Straßendörfer entstanden zunächst in Wassernähe, später aufgrund verbesserter Brunnentechnik auch in wasserferneren Gebieten. Technische Innovationen wie der Räderpflug ermöglichten die Bearbeitung der schweren Geschiebemergelböden, die seit der Eiszeit verlassen worden waren. Neben der Fischerei an den Grunewaldseen spielte auch die Bienenzucht zur Gewinnung von Honig und Wachs eine entscheidende Rolle. Für die Waldbienenzucht, der sogenannten Zeidlerei, sind große Teile des Waldes gerodet worden, lediglich große Bäume blieben stehen und wurden für die Bienenwaben ausgehöhlt. Der Begriff „Zeidel“ spiegelt sich bis heute im Bezirksnamen Steglitz-Zehlendorf („Cedelendorpf“) wider. Erst als der Wert des Holzes die Erträge aus der Zeidelweide überstieg, wurde gegen 1550 die Bienenwirtschaft zugunsten der Forstwirtschaft aufgegeben. Ursache hierfür war auch ein wesentlich geringerer Verbrauch von Kerzenwachs aufgrund der einsetzenden Reformation.
Parallel zur Bienenwirtschaft wurden im Grunewald verstärkt Kiefern zur Teer- und Pecherzeugung angepflanzt. Teer wurde als Konservierungsmittel für Holz, Seile und Textilien sowie zum Abdichten von Fugen benötigt. Pech hingegen brauchte man für Fackeln, Vogelfang („Pechvogel“) und zu medizinischen Zwecken. In unmittelbarer Nähe zu Kiefernforsten entstanden Teeröfen, nach dem Abholzen des Waldes wurde diese an neue, kiefernreiche Standorte verlagert.
Die zunehmende Nutzung des Waldes als Weidegebiet für Schafe, Rinder und Pferde schadete dem Wald, in dem sie den Jungwuchs vernichteten und das Nachwachsen des Waldes behinderten. Daher wurden Mitte des 15. Jahrhunderts Heidereiter ernannt, die den Holzeinschlag und die Nutzung des Waldes als Weide regelten. Eine Holzverordnung Mitte des 16. Jahrhunderts verbot das „schädliche Sengen und Brennen“ des Waldes mit der „Strafe des Halses“ und bot den Heidereitern eine gesetzliche Grundlage für ihre Arbeit. Trotzdem wurde durch die frühmittelalterliche Wirtschaftsweise – ernten, ohne zu pflegen und zu säen – der Wald nachhaltig geschädigt.
Der 30-jährige Krieg (1618-1648) bot dem Wald Zeit zu Erholung, da viele Ackerflächen aufgegeben und große Teile des bäuerlichen Viehbestandes durch plündernde Söldner vernichtet war. So eroberte sich der Wald die aufgegebenen Flächen zurück. Aber schon wenige Jahre später schlug man für den Wiederaufbau der Städte und Dörfer große Mengen Holz, die Teeröfen gingen wieder in Betrieb und auch das Vieh wurde erneut in den Wald getrieben. Zusätzlich wurde der Wald als Jagdgebiet der Adeligen genutzt, weshalb der Wildbestand für Jagdtrophäen bewusst hochgehalten und der Waldbau den Jagdinteressen untergeordnet wurde.
Der gestiegene Holzbedarf im 18. Jahrhundert führte zu einer auf Profit ausgerichteten Forstwirtschaft. Eine nahezu komplette Umwandlung des Waldes in reine Kiefernforste erfolgte. Im Jahr 1888 belegte die Kiefer knapp 90% des Waldbodens. Den für die Kiefern abgeholzte Eichenbestand verkaufte der preußische Staat an die englische Krone, die das Holz für den Ausbau der Flotte benötigte.
Bereits im 19. Jahrhundert entdeckte die Berliner Stadtbevölkerung den Grunewald als Ausflugs- und Erholungsgebiet. Schon 1802 befürchtete man eine zu starke Belastung des Grunewalds durch die Ausflügler, das „Berliner Intelligenzblatt“ erließ folgende Bekanntmachung: „Da sich viele bemühen, nach dem Grunewald zu kommen, um sich dort zu divertieren, so wird es hierdurch abermals bekannt gemacht, dass daselbst keine Wirtschaft ist und seyn soll, und weder Kaffeeschenkereyen noch Picenicks gestattet werden“. Doch durch den rasanten Bevölkerungsanstieg und den Ausbau der Verkehrsmittel ließ sich diese Entwicklung nicht mehr aufhalten.
Der Ausbau der Stadtbahn Ende des 19. Jahrhunderts führte zur Entstehung neuer und zur Ausweitung vorhandener Siedlungen auf Kosten des Waldes, die große Wohnungsnot in Berlin ließ die Boden- und Bauspekulation blühen. 1889 verkaufte der Preußische Staat 235 Hektar des Grunewaldes an die „Kurfürstendamm-Gesellschaft“, die das Land mit hohem Gewinn an Bauinteressenten weiterverkaufte. Die wohlhabende Bevölkerung zog sich an den Stadtrand zurück, so entstanden auf dem Gebiet des Grunewaldes große Villengebiete am Schlachtensee, Wannsee, in der Zehlendorfer Heide und in Dahlem.
Um eine vollständige Besiedlung des Grunewaldes zu verhindern, gründeten 1911 die Stadtkreise Berlin, Charlottenburg, Schöneberg, Rixdorf, Wilmersdorf, Lichtenberg und Spandau sowie die Landkreise Teltow und und Niederbarnim einen Zweckverband, welcher nach langwierigen Verhandlungen 1915 dem Staat Preußen 10.000 Hektar Land – u.a. den Grunewald – für 50 Millionen Goldmark abkaufte. Der stark vernachlässigte Wald wurde mit Laubhölzern verjüngt und damit die Grundlage für eine allmähliche Umwandlung in einen Mischwald geschaffen.
Die Nationalsozialisten wollten den Grunewald in einen Volkspark umwandeln, verteilt über den Grunewald sollten Gaststätten, Reitställe, große Parkplätze, Freibäder und Rodelbahnen entstehen, allerdings wurden die Pläne aufgrund des Kriegsbeginns nicht realisiert.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden im Grunewald viele Bäume geschlagen, die Versorgung mit Brennholz besonders während der Blockade Berlins 1948 war nicht mehr gewährleistet. 50 % der Waldfläche war kahlgeschlagen oder ausgelichtet, ab 1949 erfolgten innerhalb von 10 Jahren eine Wiederaufforstung des Waldes und die Beseitigung von Kriegschäden wie Bombentrichter und Gräben.
Bedingt durch die isolierte Lage West-Berlins und später durch die komplette Abschottung der Stadt durch den Mauerbau entwickelte sich der Grunewald zum größten Naherholungsgebiet der Stadt. Nacktbadestellen entstanden am Teufelssee, am Grunewaldsee und an der Krummen Lanke. Der Kronprinzessinnenweg parallel zur AVUS avancierte zur Skaterstrecke. Zahlreiche Reiterhöfe laden zum Reiten durch den Grunewald ein.
Aber auch militärisch ist der Grunewald genutzt worden: Die US-Army unterhielt neben einem Schießstand mehrere Munitionslager und Atombunker in diesem Bereich. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden die Standorte aufgegeben, teilweise – da eine Abtragung zu teuer gewesen wäre – wurden sie mit Sand und Lehm überschüttet, es entstanden künstliche Dünen, auf denen sich ökologisch wertvolle Magerrasenbiotope entwickelten.
Europawanderweg E11
Havelhöhenweg
Wannseeweg
Autor: Rolf Bernstengel

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