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Wiesenburg, Berlin-Gesundbrunnen

Panke

Wiesenburg und Panke 2022
Wiesenburg und Panke 2022 Wiesenburg, Berlin-Gesundbrunnen, Panke
Das Gemäuer aus roten Ziegelsteinen beherbergte einst das größte europäische Obdachlosenheim. Ende 1896 eröffnete der Berliner Asyl-Verein das Haus für bis zu 700 Bewohner. Es gab 14 Schlafsäle mit je 50 Betten. Der Badesaal verfügte über 20 Wannen- und 60 Brausebäder. Bevor die Obdachsuchenden eintraten, gaben sie im Auskleideraum ihre Sachen ab, die im Desinfektionsraum von allerlei schädlichen Substanzen befreit wurden. Nach dem Bad konnte die desinfizierte Kleidung wieder abgeholt werden. Die Speisehalle, in der das Essen über einen Küchenschalter ausgegeben wurde, hatte Platz für mehrere hundert Personen. Abends wurde eine Suppe mit Brot gereicht und morgens gab es Kaffee und eine Schrippe. Über 200.000 Männer übernachteten jährlich in der Einrichtung. Ein Auszug aus der Hausordnung besagt im Absatz 7 Folgendes: „Nach dem Eintritt und vor dem Verlassen muss jeder Besucher sich Hände und Gesicht waschen. Die Benutzung der Badeeinrichtung wird dringend empfohlen. In den Fällen, wo es der Hausinspektor anordnet, muss der betreffende Asylist ein Bad nehmen. Während des Badens werden die Kleider desinfiziert“.
1868 war das Gründungsjahr des Berliner Asyl-Vereins, der sich durch zum Teil großzügige Spenden finanzierte. Zu den Mitgliedern gehörten der Arzt Rudolf Virchow, der Molkereibesitzer Carl Bolle und der Maschinenbauer August Borsig. Vorsitzender war der Bankier Gustav Thölde. Die Königin und spätere Kaiserin Augusta spendete immer wieder höhere Summen an den Verein. Die Unterbringung sollte den damaligen modernsten Hygieneansprüchen genügen. Zu­dem ist dem Verein die Anonymität der Obdachlosen wichtig. Dem preußischen Ordnungsstaat und seiner Polizei wird keinerlei Hinweis über die Belegung des Heims gegeben, obschon Obdachlosigkeit in der Öffentlichkeit kriminalisiert war. Zu Zeiten der Inflation versiegen allmählich die Spenden und das Haus geht in kommunale Hände über. Mit der Anonymität der Bewohner ist es ab 1926 vorbei.
Ein Frauenasyl mit 400 Plätzen wird 1907 auf einem angrenzenden Grundstück in der Kolberger Straße 30 eröffnet. Aus „polizeilichen und sittlichen Gründen“ erhält das Heim einen separaten Zugang.
Während der NS-Zeit wird das Asyl geschlossen und von der Rüstungsindustrie genutzt. Die noch vorhandenen Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden zum Kulturstandort ausgebaut. Das Gelände gehört der DEGEWO, die dort unter dekmalgerechten Bedingungen Wohnungen errichtet und das Gelände mit dem Uferweg für die Öffentlichkeit zugänglich macht. Künstler werden demnächst die ehemaligen Schlaf- und Sanitärräume als Ateliers und Ausstellungsräume beziehen können.
Anfahrt mit Bus + Bahn:
S-Bahn: Humboldthain

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